Schlichten
Schlichten gehört mit seinen rund 850 Einwohnern zu den kleineren Ortsteilen der Großen Kreisstadt Schorndorf und liegt an der Landesstraße (L 1151), die von Schorndorf in das Filstal führt. Im Osten grenzt Schlichten an das Herrenbachtälchen bei Baiereck sowie nördlich an das Remstal.
Zur Geschichte Schlichtens
Das Wort Schlichten leitet sich vom mittelhochdeutschen "slithe" ab und heißt Ebene. Schlichten bezeichnete ursprünglich die Ebene des mittleren Schurwaldes "auf der Schlichten". Der Ort selber wurde bis 1685 Schlichtenweiler genannt.
Schlichtenweiler wurde zum ersten Mal 1185 schriftlich erwähnt. In der Urkunde geht es um ein Tauschgeschäft zwischen den Staufern und den Welfen. Man kann vermuten, dass Schlichtenweiler wie die anderen Weiler-Orte im 11. Jahrhundert entstanden ist. Darauf verweist das Wort Weiler. Es leitet sich vom romanischen "vilare" ab und beschreibt eine Siedlungsform, die zwischen einem Einzelhof und einem Dorf liegt.
Im ältesten Lagerbuch der Vogtei Schorndorf von 1400 werden 11 Lehen aufgeführt. Allerdings wurden diese Höfe aufgrund der Realteilung zersplittert. Die Listen der Vermögenssteuer im 16. Jahrhundert belegen, dass Schlichten wie die anderen Waldorte zu den ärmsten Gemeinden des Herzogtums Württemberg gehörte.
Die Ortsansicht "Schlichten" aus einem Forstlagerbuch Ende des 17. Jahrhunderts zeigt, dass die Güter wegen des hohen Wildschadens mit einem Wildzaun umgeben waren. Die Landwirtschaft konnte die Bevölkerung kaum ernähren, deshalb waren die Bauern auf die Waldnutzung angewiesen. Waldweide und Holzhandel sicherten die Existenzgrundlage.
Die Kirche mit ihren gotischen Fenstern wurde im Jahr 1460 und 1717 nach Zerstörung annähernd in heutiger Form wiederaufgebaut. Schlichten war eine Filiale von Winterbach. Nur alle vier Wochen fand hier ein Gottesdienst statt. 1848/52 wurde dann in Schlichten und Baiereck ein ständiger Pfarrer eingesetzt. Der Anlass war, dass die Bauern die mangelnde Versorgung mit Brennholz durch Holzdiebstahl auszugleichen suchten. Der Staat sorgte sich um den Ruin des Waldes. Um den Missstand zu beseitigen, wurden militärische Forstwachen organisiert und neue Pfarreien eingerichtet.
Die eigenständige Gemeinde Schlichten gehörte bis 1819 zum Schlichtener Waldgericht, das die niedere Gerichtsbarkeit für die Orte im Schlichtenwald ausübte. Die Legende sagt auch, dass Kaiser Barbarossa an der Linde in Schlichten auf dem Weg zu seinen Stammburgen beim Hohenstaufen in Schlichten Gericht gehalten hatte, davon zeugt auch das Gedicht des Dichters August Lämmle zur Barbarossa Linde in Schlichten. 30 Jahre war der Ort dann eingemeindet zu Winterbach. 1849 wurde die Gemeinde wieder selbständig.
Schließlich wurde 1973 Schlichten in die Stadt Schorndorf eingegliedert, es hat sich ein kleines Gewerbegebiet mit zahlreichen kleine und mittelständischen Betrieben entwickelt. Neben der Dorfkirche und dem Dorfplatz bildet das 2011 eingeweihte Bürgerzentrum, das Veranstaltungsräume, Sporthalle, Kindergarten und Verwaltungsstelle beheimatet den kulturellen Mittelpunkt.
Geschichte der Feuerwehr Schlichten
175 Jahre Feuerwehr Schlichten
Die Feuerwehr Schlichten wurde am 9. März 1835 gegründet. An diesem Tag trafen sich im Rathaus Schlichten Rathaus Anwalt Riethmüller und die Gemeinderath Auwärter und Unrath sowie die Mitglieder des Bürgerausschusses. Schlichten gehörte damals noch zu Winterbach. Aus Baiereck war Schultheiß Hees anwesend. Gegenstand der Beratung war das Aufbewahren der gemeinschaftlichen Feuerspritze, die Belohnung und Aufstellung eines Spritzenmeisters, sowie die Belohnung der Männer, die die Feuerspritze im Brandfall in die Nachbarorte bzw. nach Baiereck zu tragen haben.
Man fasste folgende Beschlüsse:
Als Spritzenmeister wählte man Jakob Friedrich Barth, Bäcker aus Schlichten. Falls er mit seiner Spritze in einen fremden Ort zu Hilfe eilen musste, erhält er pro Tag und 12 Std. 40 Kreuzer aus der Gemeindekasse. Falls die Löschmannschafte einen Trunk und Brot erhält, steht dem Spritzenmeister der gleiche Verzehr zu. Zum Tragen der Spritze wählte man Georg Auwärter, Heinrich Maier, David Auwärter, Weber und Ludwig Schlotz. Falls diese durch Abwesenheit oder Krankheit verhindert wären, wurden Peter Meerwarth, Michel Kühnle, Georg Eberle und Michel Schlotz, alle aus Schlichten als Ersatzmänner bestimmt. Wenn sie die Spritze auf die Brandstätte außerhalb des Dorfs tragen mussten, bekamen sie 24 Kreuzer pro Tag und 12 Stunden.
Man hatte damals also schon eine tragbare Handdruckspritze. Ferner nennt das Gemeinderatsprotokoll noch zwei Feuerleitern, Feuerhaken und Feuereimer. Auch ein Feuersee bestand damals schon. Denn im 19. Jahrhundert wurde alle drei Jahre ein Vogttruggericht abgehalten. Dieses ordnete im Januar 1836 an, den Feuersee mit Faschinen einzumachen, weil der See in diesem Winter schon ein paarmal ausgerissen habe. Im Beisein des Gemeinderats und Bürgerausschusses beriet man, wie man diesen Befehl umsetzen könne. Man beschloss beim Forstamt um Solen- und Weidenholz und um einige Hundert Flechtgerten anzuhalten. Man ließ diese durch einen Zimmermann einmachen, der das Flechten und Einsetzen verstand. Ferner ließ man in der Gemeinde Erlen fällen, die man als Stangen verwendete.
Diese Arbeiten sollten in der Fron durchgeführt werden. Fronen waren unentgeltliche Arbeitsleistungen für einen Herrn. In Schlichten spielten diese Leistungen keine Rolle wie in anderen Gegenden Württembergs, wo es eine adelige Grundherrschaft gab. Hier dehnten sich die Fronen bloß auf Unterhaltung der Wege auf der Gemarkung und im Ort aus. Es handelte sich also um Gemeindefronen, also Arbeiten für die Gemeinde und nicht für einen adeligen Grundherrn. Da die Gemeinde kein Geld besaß, Wegebau, Wasserschutz und der gleichen mehr gegen Bezahlung zu vergeben, ließ sie das alles durch Fröner ausführen. Sie trug nur die dabei anfallenden Materialkosten, allenfalls ganz geringe Trinkgelder. Zur Gemeindefron war von Alters her jeder Einwohner verpflichtet. Fernbleiben wurde bestraft
Auf Grund eines Beschlusses des königlichen Oberamts Schorndorf erhielt dann die Gemeinde Baiereck am 6. Juni 1842 eine eigene Tragspritze, sie wurde vom Mechanikus Joseph Müller aus Faurndau um 120 Gulden geliefert. Die Kosten für die Spritze wurden geteilt und Baiereck zahlte an Schlichten 2 Gulden für die Alte. Bereits im Jahre 1856 wurde die Gemeinde aufgefordert eine Fahrfeuerspritze zu kaufen. Man war jedoch arm, hatte keine Pferde die die Spritze hätten ziehen können. Deshalb bat man das Oberamt, man solle die Gemeinde von der Anschaffung einer solchen Spritze verschonen. Denn die Kosten könne sie nur sehr schwer aufbringen, allenfalls durch eine Erhöhung der Gemeindeschadens-Umlage.
Auf Befehl des Oberamts Schorndorf musste man im Jahr 1853 12 neue Feuereimer anschaffen.
Schlichten war nun seit 1849 eine eigenständige Gemeinde. Für diese Zeit wurde nun eine eigene „Schultheißerei“ eingerichtet. Der erste Schultheiß war Johann Jakob Auwärter, der 1871 starb. Der Gemeinderat bestand aus 6 Räten, der Beschlüsse zu allen wichtigen kommunalen Angelegenheiten fasste. Daneben gab es noch den „Bürgerausschuß“, eine Art zweiter Kammer, die nochmals über die Gemeinderatsbeschlüsse beriet. Diese Gemeinderatsgremien tagten in Schlichten der Einfachheit halber gemeinsam.
Die beiden Gremien beauftragten nun Adam Käßer aus Schlichten mit der Herstellung der Eimer. Keiner sollte unter 5 Maß Wasser fassen. Der Gemeinderat und Bürgerausschuss erstellte dazu folgende Bedingungen:
- „Die Feuereimer müßten längstens bis 4 Wochen fertig seyn und sollen von gutem Leder und ganz der Vorschrift gemäß gemacht werden. „
- „Mus das Orts Zeichen eingenath das Ort aber ausgeschrieben werden. „
- „Die Feuereymer müßen von ganz gutem Rindleder gemacht werden darf kein Roßleder dazu verwendet werden. „
- „Weil keiner die Feuereymer wohlfeiler macht so solle dem Käßer per Stück 2 G 24 bezahlt werden.“
Am 17.12.1878 wurde dann beschlossen auf Kosten der Gemeinde eine fahrbare Abprotze nebst 60 m Schläuchen, sowie 4 Dachleitern neuester Konstruktion mit einem Aufwand von ca. 1300 Mark anzuschaffen. Auch damals gab es schon einen Beitrag der Zentralkasse für die Förderung des Feuerlöschwesens.
Der damalige Schultheiß Maier wurde mit der Beschaffung der Abprotzspritze beauftragt. Gleichzeitig wurde bestimmt, dass die Abprotzspritze von Glockengießer Kurz in Stuttgart bezogen werden soll. Damit hatte man dann auch zwei Spritzenmeister, nämlich einen für die große und einen für die kleine Spritze. 1881 ist deshalb auch im Gemeinderatsprotokoll zu lesen:
„Den beiden Spritzenmeister aber welche nun sind Rößleswirth Heeß und Joh. Georg Auwärter, Käßer, jedem jährlich 6 Mark Besoldung zu geben und soll nun für die Verausgabung das laufende Rechnungsjahr genommen werden mit der Bedingung, daß die betreffenden Spritzenmeister jedesmal so oft die Spritze gebraucht, solche zu reinigen und einzuschmieren haben. „
Eine erste Lokalfeuerordnung wurde dann im August 1883 gutgeheißen. Am 13. August 1889 wurde dann vom königl. Oberamt die neue Lokalfeuerlöschverordnung bestätigt. Diese wurde am 16.12 desselben Jahres der Bürgerschaft eröffnet. Daraus geht hervor, dass es damals in Schlichten 1 Feuersee, 3 Schöpfbrunnen, 2 Pumpbrunnen und 15 Hydranten gab. Die Feuerwehr besaß 1 vierrädrige, zweistrahlige Saug- und Druckfeuerspritze, 60 m Druckschlauch, 1 Handspritze, 1 Tragspritze, 3 Anstelleitern, 3 Dachleitern, 3 Blechbutten, 2 Schapfen, 3 Feuerhacken, 22 Pechfackeln und 1 Schlauchtrockenvorrichtung am Rathaus. Hilfe zu leisten war in Baiereck, Hegenlohe, Oberberken und Thomashardt. An der Spitze stand der Kommandant, dem ein Stellvertreter und ein Hornist beigegeben waren. Weiter ist darin zu lesen, dass der Kommandant mit Helm samt weißem Rosshaarbusch, Dienstrock mit drei vergoldeten Sternen an beiden Seiten des Rockkragens ausgerüstet ist, sowie mit Steigergurt, Steigerseil, Beil samt Beiltasche und einer zweitönigen Hupe samt Schnur. Die Alarmgebung erfolgte durch den Hornist und durch die Kirchenglocken. Auch gab es damals Feuerreiter, die in die Nachbargemeinden reiten mussten um die dortige Feuerwehr zu Hilfe zu rufen. Er hatte Ersuchungsschreiben dabei, die er in den Hilfsgemeinden abzugeben hatte. Bei strenger Kälte musste in der Nähe des Brandplatzes heißes Wasser bereitet werden „damit das Einfrieren der Spritze verhindert wird“. Insbesondere mussten Gewerbetreibende mit Kesseleinrichtung wie Bierbrauer, Färber, Gerber, Seifensieder, Brandweinbrenner usw. sofort ihre Kessel zu diesem Zwecke heizen und heißes Wasser in Butten und Kübeln zur Brandstätte tragen. 1903 schaffte man doch noch einen einachsigen Hydrantenkarren an.
Die Anfänge des 20. Jahrhunderts
Im Jahre 1912 stellte Oberamtsbaumeister Huppenbauer anlässlich einer Feuerwehr-Visitation den Antrag für die Feuerwehr anstatt leichter Drillichanzüge, Tuchröcke zu beschaffen. Der Gemeinderat beschloss dies, die Tuchlieferung erfolgte durch Herrn Böhler in Schorndorf. Mit der Anfertigung wurde Schneidermeister Dold aus Hohengehren beauftragt. Die Neuanschaffung von Normalkupplungen wurde trotz Bezuschussung mit 33 1/3 % im Jahre 1913 abgelehnt, genauso wie der Kauf eines Reservemotors, der nur für Feuerslöschzwecke dienen sollte. 1924 mussten dann 2 Rauchschutzhauben und 1927 noch 2 Geistgreifer angeschafft werden.
Eine neue Ortsfeuerlöschordnung wurde 1925 beschlossen. Sie berücksichtigte insbesondere die technische Entwicklung auf dem Gebiete der Feuerwehren. Übrigens handelte es sich damals wie auch schon zuvor um eine Pflichtfeuerwehr. Jeder männliche Einwohner vom vollendeten 18. Lebensjahr bis zum vollendeten 50. Lebensjahr, der im Besitze der bürgerlichen Ehrenrechte war, war zum Dienst in der Feuerwehr verpflichtet.
Erst durch einen Erlass vom 8.5.1936 wurden dann freiwillige Feuerwehren eingeführt, die als eingetragener Verein geführt wurden. Mit Urkunde vom 8.2.1940 wurde dieser Verein dann aufgelöst, das Vermögen ist ohne Liquidation auf die Gemeinde Schlichten übergegangen.
Die Nachkriegszeit
Nach dem Kriege und zwar 1946, wurde eine gebrauchte TS 8 und ein Tragkraftspritzenanhänger von der Stadt Stuttgart erworben. Damit hatte auch die Gemeinde Schlichten eine Motorspritze.
Im Jahre 1969 beschloss der Schlichtener Gemeinderat die Anschaffung eines Löschfahrzeuges, nämlich eines Löschgruppenfahrzeugs vom Typ LF 8 auf Mercedes Benz 408 der Firma Bachert in Bad Friedrichshall. Das Fahrzeug war von Daimler-Benz. Damit bewiesen der damalige Bürgermeister Walter Auwärter, der Feuerwehrkommandant Erich Auwärter und der Gemeinderat Weitblick.
Die Nachbargemeinden hatten alle kleinere Fahrzeuge. Doch in Schlichten war man der Ansicht, wenn man schon ein solches Fahrzeug anschafft, solle es „nichts Halbes“ sein.
Die Alarmierung der Feuerwehr in Schlichten erfolgte von der Gründung bis in die 20er Jahre mit einer Feuerwehr Signal-Trompete und einer 2-tönigen Hupe. Mit diesem Signal wurden von der Mesmerin auch die Kirchenglocken geläutet. In den 1920er Jahren wurde dann auf die Sirenenalarmierung umgestellt. Dazu wurden elektrische Sirenen sowie für Notfälle auch Handsirenen vorgehalten.
Erst Anfang der 1980 er Jahre mit dem Ende des Ost-West-Gegensatzes in Europa wurde die Sirenenalarmierung abgestellt und der nächste Modernisierungsschritt eingeleitet: Die Alarmierung mit damals noch analogen Meldeempfängern.
Das Löschgruppenfahrzeug LF 8 von Bachert mit einer heute recht seltenen Wasserringentlüftung hielt beständig sämtlichen Einsätzen bis Ende der 80er Jahre stand.
Die Feuerwehr nach der Wende
In seinen letzten Amtsjahren versuchte der damalige Abteilungskommandant Erich Auwärter für die letzten Jahre seiner Amtszeit noch den nächsten Schritt einer Modernisierung der Feuerwehr Schlichten zu erreichen. So wurde mit Unterstützung des damaligen Kreisbrandmeisters Karl Idler und des in Schlichten wohnhaften Oberbürgermeisters von Schorndorf, Reinhard Hanke, im Jahre 1990 ein Löschgruppenfahrzeug LF 8 in schwerer Ausführung auf Mercedes Benz 814 der Firma Ziegler beschafft. Die nun beschaffte Fahrzeuggröße war leider für das seither an das alte Rathaus angebaute Feuerwehrmagazin mit Garage nicht mehr zeitgemäß, da das neue Fahrzeug zu hoch war.
Somit wurde der Beschluss gefasst, mittelfristig ein neues Feuerwehrgerätehaus in Schlichten zu errichten. Zur Fahrzeugübergabe am 25. März 1990 war der erste Bauabschnitt fertig, der dem LF 8 und einem Schlauchanhänger Platz bot. In den folgenden Jahren wurde das Feuerwehrgerätehaus weiter ausgebaut und die 2. Fahrzeugbox bzw. Umkleideräume für die damals noch rein von Männern bestimmte aktive Wehr errichtet. Zusätzlich wurden im Erdgeschoß noch sanitäre Anlagen, Toiletten und ein Kommandozimmer bzw. Funkraum errichtet. Im 1. Stock entstand eine Küche sowie ein Versammlungs- bzw. Schulungsraum. Der ausreichend Platz für Schulungen und kameradschaftliche Aktivitäten bietet. In den Neubau des Gerätehauses wurden rund 4.350 Stunden von den aktiven Kameraden investiert, eine beispiellose Leistung für die Mannschaftsstärke der Feuerwehr Schlichten. Im Oktober 1996 wurde das Feuerwehrgerätehaus in der heutigen Form seiner Bestimmung übergeben und festlich eingeweiht.
Im Jahr 1998 erhielt die Feuerwehr Schlichten einen Feuerwehranhänger Schlauch, der rund 400 m B-Schläuchen inkl. Standrohr und Aufwickelmechanismus enthält. Die Schläuche reichen aus, um eine Schlauchleitung vom Allwetterbad zum Sägewerk bzw. in die Ortsmitte zu verlegen, um dort über ausreichend Wasser vor Ort zu verfügen.
Es war schon einige Male die Rede von Feuerspritzen. In Schlichten ist man stolz darauf, dass alle jemals angeschafften Feuerlöschgeräte noch existieren. Im Feuerwehrgerätehaus ist die Handdruckspritze von 1835 erhalten, die Pferde-Abprotzspritze von 1879, sowie eine alte Tragkraftspritze des Fabrikats DKW all diese historischen Geräte sind einsatzfähig.
Für das alte Löschgruppenfahrzeug LF 8, Baujahr 1969, bestand nach Außerdienststellung das Interesse eines privaten Schlichtener Bürgers, es wurde jedoch 1990 nach Fall der Mauer als Freundschaftsgabe der Feuerwehr Kahla (Thüringen) übergeben, ein erster Schritt für die Städtepartnerschaft zwischen der Stadt Schorndorf und Kahla in Thüringen. Das LF 8 existiert dort noch heute und ist dort als Multifunktionsfahrzeug für die Einsatzleitung sowie für Kleineinsätze und Versorgungsfahrten eingesetzt. Die Vorbaupumpe mit Wasserring-Entlüftung ist noch funktionsfähig und wird gelegentlich noch eingesetzt. Auch Kahla besitzt zwischenzeitlich eine sehr gut ausgestattete Feuerwehr.
Mannschaftsstärke der Feuerwehr
Die Mannschaftsstärke der Feuerwehr in Schlichten unterlag stets großen Schwankungen, in denen sich natürlich auch politische und gesellschaftliche Entwicklungen bemerkbar machten. Es begann 1835 mit 9 Mann, entsprechend der heutigen Gruppenstärke. Diese Stärke wurde lange gehalten. Erst in den Jahren 1870 bis 1880 wurde die Mannschaftsstärke erhöht. Genaue Zahlen und Aufzeichnungen liegen hier allerdings nicht mehr vor. 1889 sollen es dann laut einem handschriftlichen Vermerk in der damaligen neuen Lokalfeuerordnung, 61 Feuerwehrleute gewesen sein. Genauere Eintragungen liegen erst seit 1910 vor.
Das vorliegende Rapportbuch gibt die Zahl der Feuerwehrmänner am 25.04.1910 mit 53 Mann an. Während des ersten Weltkrieges schwankte die Zahl zwischen 14 und 47 Mann. Der Höchststand wurde in den Jahren 1929 und 1930 erreicht, nämlich 66 Feuerwehrleute. Ein Novum gab es im zweiten Weltkrieg. Am 18. Februar 1944 wurde eine Frauenfeuerwehr aufgestellt. Im Rapportbuch unter diesem Tage ist der Eintrag zu finden:
„Einteilung der Mädchen und Belehrung“, Stärke 20 Frauen und als Abteilungsbezeichnung “Hilfstrupp“.
Dies war eine Auswirkung des fürchterlichen Krieges, denn die meisten Männer waren eingezogen worden.
1972 musste dann die Schlichtener Feuerwehr ihre Selbständigkeit aufgeben. Die Gemeinde Schlichten kam zur Stadt Schorndorf und damit auch ihre Floriansjünger mit ihrem noch fast neuen Löschgruppenfahrzeug vom Typ LF 8. Seit diesem Jahr wird die Feuerwehr Schlichten als Freiwillige Feuerwehr Schorndorf, Abteilung Schlichten geführt. Der langjährige Kommandant, später Ehrenkommandant, Erich Auwärter, verfügte 1985 über 2 Gruppen mit insgesamt 25 Feuerwehrleuten. In den vergangen 25 Jahren schwankte die Anzahl der Feuerwehrangehörigen stetig zwischen 20 und 28 Mann. Heute im Jahr 2010, verfügt Abteilungskommandant Joachim Aurenz über 26 Aktive Feuerwehrkameraden. Die Gruppenaufteilung wurde in den Ende der 1990er Jahre wieder aufgegeben. Um die entsprechenden Übungsmöglichkeiten mit dem LF 8, Schlauchanhänger etc. ausnutzen zu können, treffen sich stets alle aktiven Kameraden der Feuerwehr Schlichten zu den Übungen. Auch in der heutigen Abteilung Schlichten zeigt sich der berufliche und gesellschaftliche Wandel. Ist es doch heute nicht mehr für alle Kameraden so einfach, wegen dem für die Gesellschaft doch so wichtigen Feuerwehrdienst von Ihrem Arbeitsplatz fernzubleiben. Doch auch hier ein Dank alle Arbeitgeber, die es Ihren Beschäftigten ermöglichen, den Dienst bei der Feuerwehr wahrzunehmen.
Jugend- und Altersfeuerwehr
Im Jahr 1990 wurde in der Abteilung Schlichten eine Alterswehr gegründet, die über viele Jahre den aus dem aktiven Dienst ausgeschiedenen Kameraden eine Heimat für verschiedene Freizeitaktivitäten bot. Die Alterswehr verfügte über eine durchschnittliche Mitgliederanzahl von 7 Mann, die sich leider durch Todesfälle in den letzten Jahren auf heute 2 Mann reduzierte.
Im Jahr 2000 wurde auf Initiative von heute aktiven Kameraden eine Jugendfeuerwehr gegründet, die in den vergangenen Jahren stets für Nachwuchs in den Reihen der aktiven Wehr sorgte.
Festzustellen ist hier für Schlichten, was oft typisch für den ländlichen Raum ist: Die Begeisterung und der Wille in der Feuerwehr aktiv zu sein, wird von Generation zu Generation weitergegeben. Vergleicht man die Namen der Rapportbücher und Protokolle, stellt man fest, dass Angehörige einer Familie über Generationen in der Feuerwehr aktiv waren. Zu Einsätzen und Brandfällen gibt es natürlich zahlreiche Berichte und Dokumentationen.
Einsätze und Brandfälle bis 1945
Es gibt zahlreiche Berichte und Dokumentationen über die Einsätze und Brandfälle:
Wir können hier nur ansatzweise einen Überblick geben und sicher ist ein Teil der Einsätze in den ersten 30 Jahren des Bestehens nicht komplett nachvollziehbar.
Im Jahr 1861 brannte das Haus Nr. 17 von Bernhard Auwärter total nieder. Es stand auf dem Platz des heutigen Hauses Schurwaldstraße 33.
Das Haus Nr. 26 (neben Schurwaldstraße 53, Inhaber Christian Schlotz) brannte am 3. Dezember 1914. Der Brand wurde von der Gesamtfeuerwehr und der Einwohnerschaft gelöscht wurde.
Im Jahre 1921 brannte das Haus Nr. 49 von Georg Bischoff (Baierecker Straße 7).
Einen weiteren Brandfall verzeichnete man dann am 04.07.1925 beim Haus von Dorothea Auwärter. Die Feuerwehr war 2 Stunden im Einsatz.
Im gleichen Jahr leistete man Nachbarschaftshilfe in Thomashardt, man ließ jedoch vorsichtshalber 14 Mann zu Hause.
Am 16. Mai 1932 eilte jedoch die gesamte Schlichtener Feuerwehr zu einem Brandfall nach Thomashardt.
Danach blieb es einige Jahre ruhig bis zur fürchterlichen Kriegsnacht vom 12. September 1944. Schlichten wurde bombardiert und 13 Häuser brannten vollständig und 2 Häuser brannten teilweise ab. Auch die Kirche und einige andere Gebäude wurden beschädigt. Zu allem Unglück war damals die Schorndorfer Feuerwehr bereits zum Einsatz nach Stuttgart unterwegs und so konnte nur mit dem alten Schorndorfer Feuerwehrauto Hilfe geleistet werden. Doch als das in Schlichten ankam gab der Motor den Geist auf. So musste die Plüderhausener Wehr zu Hilfe eilen musste. Weitere Nachbarwehren aus den umliegenden Gemeinden eilten ebenfalls zur Hilfe. Zu allem Unglück ging das Wasser aus und es wird berichtet, dass man mit Jauche löschen musste. Gott sei Dank wurde bei diesem Luftangriff niemand getötet.
Wesentliche Einsätze nach dem zweiten Weltkrieg
Nach dem Krieg gab es dann 1977 einen Flächenbrand zu löschen.
Im September 1978 brannte der Lagerschuppen einer Etikettenfabrik in der Strutstrasse und am 7. September 1979 das Haus Schurwaldstraße 69 gegenüber vom Gasthaus Hirsch. Mit Unterstützung der Schorndorfer Feuerwehr konnte damals ein Übergreifen auf die benachbarten Häuser vermieden werden. Allerdings denken die Schlichtener Feuerwehrleute nicht gern an diesen Brand zurück. Denn ausgerechnet an diesem Tag war das Feuerwehrauto in Reparatur. So eilte man mit dem alten Hydrantenkarren zur Brandstelle und konnte auch damit Schlimmeres verhindern, bis die Schorndorfer Feuerwehr am Brandort eintraf.
Danach gab es noch zwei kleinere Brände. Ferner musste auch bei Verkehrsunfällen Hilfe geleistet werden. Auch das Auspumpen von Kellern nach schweren Regenfällen gehörte zu den Aufgaben der Feuerwehr.
Am 4. Oktober 1985 war ein Wohnungsbrand in der Vogelsangstraße zu bekämpfen. In den Folgejahren sorgten die Holzindustrie, ein Sägewerk und ein Arbeitsplattenproduzent, für Einsätze der Feuerwehr in Schlichten.
Am 2. Januar 1986 wurde die Feuerwehr Schlichten zu einer brennenden Waldhütte in Fahrtrichtung Hohengehren gerufen. Das Objekt stand lichterloh in Flammen, so dass man nur noch die Umgebung schützen konnte. Im gleichen Jahr wurde man 4 Mal zu Hilfeleistungseinsätzen wegen umgestürzter Bäume in Fahrtrichtung Schorndorf gerufen.
1988 mussten Bäume in Richtung Baiereck nach einem Sturmereignis beseitigt werden. Im Mai wurde ein Wiesenbrand in der Nähe des Friedhofes bekämpft werden.
Im Februar 1989 kam es zu einem Brand im Dachstuhl einer Werkhalle des Sägewerkes in der Baierecker Straße. Dieser konnte nur mit entsprechendem Aufgebot an Einsatzkräften bekämpft und ohne Verlust des kompletten Gebäudes bewältigt werden.
1990 musste man am 15. Februar zur Hilfeleistung nach Schorndorf in die Remsstraße ausrücken, wo zahlreiche Keller und Gebäude nach einem Hochwasser unter Wasser standen. Auch in Schlichten war wegen Starkregen ein Keller überflutet. Hier waren die Feuerwehrkameraden rund 11 Stunden am Stück im Einsatz.
Am 26. und 27. Februar waren die Vorboten des Sturms „Wiebke“ angekommen: zwei Tage hintereinander waren nach Sturmböen Bäume über Straßen zu beseitigen. Der Sturm Wiebke erwischte dann am 1. März 1990 nochmals Schlichten mit voller Wucht. Dabei wurde um 4.30 Uhr das Dach des Allwetterbades abgerissen und zahlreiche Bäume waren umgestürzt.
Am 12. Mai 1990 wurde ein Wohnungsbrand in der Rathausstraße gemeldet worden, der sich als Verpuffung durch einen Ölofen entpuppte. Dies war der erste Einsatz des neuen Löschgruppenfahrzeuges LF 8.
Der 17. Juli 1990 brandte ein Zimmer in der Firma Falkenstein. Ein Mitarbeiter, der mit einer Zigarette eingeschlafen war musste im Krankenhaus ambulant versorgt werden.
Im November 1990 brannte ein Traktor in einer Scheuer in der Schurwaldstraße
Als spektakulärer Einsatz zeigte sich am 12. Dezember 1990 ein „Staubsaugerbrand“ in der Zwerchäckerstraße. Ein Kuriosum: Der damalige Gesamtkomamandant der Feuerwehr Schorndorf wurde nicht in die Wohnung gelassen, da wegen Schneematsches seine Schuhe nicht sauber waren.
Im Jahr 1991 gab es wieder einige Kleineinsätze: einen Werkstattbrand, umgestürzte Bäume und Keller unter Wasser.
Am 2. Juli 1992 wurde die Schlichtener Feuerwehr wie die von Weiler, Winterbach und Schorndorf zu einer nächtlichen Suchaktion gerufen. Man musste den Wald durchkämmen weil angeblich ein Flugobjekt mit einem Feuerschein abgestürzt sei. Letztendlich stellte sich heraus, dass japanische Himmelslichter von einer Party aufgestiegen waren. Es folgten wieder zahlreiche Kleineinsätze bis zum Jahr 1994.
Am 4. April 1995 kam es in der Fabrik für Werkbank- und Küchenarbeitsplatten zu einem Brand der Lackieranlage. Auch hier war aufgrund der gelagerten chemischen Stoffe ein entsprechendes Aufgebot an Arbeitskräften mit der Feuerwehr Schorndorf erforderlich.
Nur wenige Tage, am 7. April 1995 später kam es im Sägewerk zu einem Brand des Dachfirstes der Sägehalle. Auch hier konnte wieder durch frühzeitiges Eingreifen der Feuerwehr großer Schaden vermieden werden, die Kameraden waren an diesem Abend gerade von der Übung zurückgekehrt und waren schnell vor Ort.
Rund 3 Jahre später kam es am frühen Morgen des 9. Juli 1998 zu einem Brand der Heizungsanlage im Sägewerk. Durch einen geschmolzenen Druckluftschlauch erhielt das Feuer Luft und es kam zu einer starken Brandentwicklung. Hier war sogar der erst kurz zuvor eingebaute neue Heizkessel geplatzt. Glücklicherweise konnte der Schaden auf rund die Hälfte des Gebäudes eingedämmt werden.
Am 30. Juni 1998 wurde die Feuerwehr zur Bergung einer Leiche in den Sandbruch in Fahrtrichtung Schorndorf gerufen. Rund ein ¾ Jahr nach dessen Tod musste die Leiche eines Mannes ausgegraben und geborgen werden
Nachdem die holzverarbeitenden Betriebe mit Brandmeldeanlagen ausgerüstet wurden, kam es in diesen Jahren zu zahlreichen Fehlalarmen. Parallel waren mehrere Kleineinsätze nach Verkehrsunfällen, Ölspuren und umgestürzte Bäume zu beseitigen werden.
Der Sturm „Lothar“ am 26. Dezember 1999 hinterließ Spuren im Gedächtnis der Feuerwehrleute. Dieser Sturm richtete auf der Hochfläche des Schurwaldes beträchtliche Schäden im Wald an Gebäuden und technischen Anlagen an. Die Feuerwehrleute sicherten häufig unter Einsatz ihres Lebens Hab und Gut der Bürger. Schlichten war von der Außenwelt abgeschnitten. Ringsum waren sämtliche Straßen durch Bäume blockiert. Die Feuerwehr stellte wieder die Erreichbarkeit von Schlichten wieder her indem die Hindernisse auf den Straßen beseitigt wurden. Trotz aller Warnungen war auch eine Familie mit Ihrem Fahrzeug in Fahrtrichtung Schorndorf mit Ihrem PKW eingeschlossen und musste noch während dem Höhepunkt des Sturms befreit werden.
Im Jahr 2000 war in der Nacht vom 26. auf den 27. Dezember wieder ein tragischer Einsatz der Feuerwehr Schlichten zu verzeichnen. Die Kameraden wurden kurz vor Mitternacht zu einem Verkehrsunfall in Fahrtrichtung Schorndorf gerufen und mussten dabei feststellen dass ein junger, erst 18 Jahre alter Schlichtener, in seinem Fahrzeug tödlich verunfallt war.
Bereits am 12. September 2001 kam es auf der Verbindungsstraße nach Winterbach wieder zu einem Frontalzusammenstoß von 2 Fahrzeugen mit einer schwerverletzten Person und
Am 21. März 2002 wurde die Feuerwehr Schlichten wieder zu einem rund 11 Stunden langen Einsatz in die Remsstraße nach Schorndorf gerufen. Nach einem Unwetter mit heftigen Regenfällen kam es dort wieder zu schweren Überflutungen.
Ein Verkehrsunfall führte im Oktober 2002 an 2 Tagen hintereinander zu einem Einsatz. Ausgelaufenes Öl hatte zu einer Gewässerverunreinigung geführt. Beim 2. Einsatz wurde das ausgelaufene Öl aus dem Bach mit einem Spezialfahrzeug der Firma Falkenstein abgesaugt.
Am 29. Mai 2003, Christi Himmelfahrt und Vatertag, fand das alljährliche Vatertagsfest der Feuerwehr Schlichten bei tropischen Temperaturen statt. Am Abend kam es dann zu einem heftigen Gewitter, das zu einem überfluteten Keller führte. Während Kameraden das Fest abbauten, pumpten andere den überfluteten Keller aus. Im August 2003 war noch ein Flächenbrand zu bekämpfen.
Bereits am 1. Januar 2004 um 0.31 Uhr musste eine brennende Baumkrone mit Kleinlöschgerät abgelöscht werden. Prosit Neujahr!
Außerdem war in 2004 wieder ein Flächenbrand zu bekämpfen und eine überflutete Tiefgarage wurde ausgepumpt. Im Oktober musste bei einem Verkehrsunfall mit einem verletzten Motorradfahrer Hilfe geleistet werden.
Im Jahr 2005 war wieder ein Gebäudebrand zu verzeichnen. Am 26. September 2005, einem Montagmorgen, wurde die Feuerwehr Schlichten zu einem Gebäudebrand in der Kaiserstraße 58 gerufen. Dieses Mal kein Wohnhaus. Die Feuerwehr musste zu einem Gebäudebrand in die Friedhofskapelle eilen. Dort wurde durch einen technischen Defekt ein Großteil des Dachstuhls der Aussegnungshalle zerstört.
Im Januar 2006 wurden die Kameraden mit dem Stichwort Kaminbrand in die Schurwaldstraße 78 gerufen. Zum Zeitpunkt des Einsatzes herrschten Temperaturen um minus 15 Grad Celsius. Glücklicherweise waren nur ein Ofenrohr und die Kaminisolierung überhitzt, so dass lediglich Kontroll- und Sicherungsmaßnahmen erforderlich waren.
Am 2. August 2006 wurde ein brennendes Stoppelfeld abgelöscht werden. Die Feuerwehr Schorndorf unterstützte die Löscharbeiten mit einem Tanklöschfahrzeug.
Nur ein Einsatz war im Jahr 2007 mit einem Flächenbrand bei den Burwiesen im August zu verzeichnen.
Das Folgejahr 2008 begann am 9. April mit einem brennenden Schutthaufen, bei dem annähernd eine komplette Büroeinrichtung mit Büchern beim Waldparkplatz von einem Unbekannten abgeladen und angezündet wurde.
Ein kurioses Ereignis
Am 5. Juli 2008 hatte die Feuerwehr einen kuriosen Einsatz. Ein Bewohner von Schlichten meldete einem Gruppenführer der Feuerwehr, ein Kleinflugzeug sei in einen Baum oder auf eine Wiese gestürzt. Die Polizei und der Rettungsdienst wurden alarmiert. Man bräuchte auch die Feuerwehr. Nachdem kein Alarm über Meldeempfänger ausgelöst worden war, versuchte man, die Lage zu erkunden. Kopfüber steckte ein Kleinflugzeug in einem erntereifen Getreidefeld. Aus den Flügeln floss Treibstoff. Flugzeugfront und Heckflügel waren sehr beschädigt. Der Pilot war verletzt und erlitt einen Schock. Er sagte, das Ganze sei ihm schon zum 3. Mal passiert. Erst auf Bitte der Polizei konnten die Feuerwehrleute helfen. Man meldete den Vorfall an die Leitstelle Rems-Murr. Man brauchte keine weitere Verstärkung anfordern. Die Feuerwehr konnte allein das Flugzeug bergen. Originalton auf Schwäbisch: „Mir drehats rom ond ziagats raus.“
Kommandant Aurenz wurde telefonisch informiert. Jedoch vom Gruppenführer beruhigt:
Ein Flugzeug sei abgestürzt. Er brauche sich nicht beeilen, es sei nichts Schlimmeres geschehen. Man müsse lediglich das Flugzeug aus dem Getreidefeld bergen, den ausgelaufenen Treibstoff binden und die Flugzeugteile aus dem Erdreich graben.
Ein Brand des reifen Getreidefeldes hätte großen Schaden anrichten können.
Dieses Ereignis verdeutlichte, dass wir in der Einflugschneise des Stuttgarter Flughafens liegen und mahnt an die möglichen Gefahren des Flugverkehrs.
Am 3. Dezember 2008 war ein Küchenbrand im Birnenweg zu bekämpfen. Durch einen elektrischen Defekt war eine Weihnachtsbeleuchtung in Brand geraten und hatte in dem Wohnhaus die Küche und angrenzende Räume zerstört bzw. schwer beschädigt. Durch den raschen Feuerwehreinsatz konnte glücklicherweise ein Vollbrand des Gebäudes vermieden werden.
Im April 2009 folgte ein Dachstuhlbrand bei dem der landwirtschaftliche Trakt und das Wohngebäude selbst den Flammen zum Opfer fiel. Auch hier das Pech dabei: Die Landesstraße 1151 war wegen Bauarbeiten voll gesperrt, so dass die Schlichtener Kameraden zuerst auf sich alleine gestellt waren, bis die Unterstützung durch die Feuerwehren aus Winterbach und Lichtenwald, zuletzt dann auch aus Schorndorf eingetroffen war.
In der Zwischenzeit haben sich Einsätze auch dem Trend angepasst, dass diese zunehmend durch klima bzw. wetterbedingte Auslöser beeinflusst sind. Die Einsatzzahl hat sich entsprechend auf annähernd 10 Einsätze pro Jahr angepast.
Das Jahr 2010
Im Februar 2010 wurde nach einem Sturm eine Antenne von einer Stromleitung geborgen. Diese hatte zu einem Stromausfall in Teilen des Ortes geführt und konnte erst nach Abschaltung der Leitung durch den Stromversorgung geborgen werden.
Anfang 2010 begann man mit dem seit 40 Jahren erwarteten Ausbau der Landesstraße Schlichten-Schorndorf. Das hatte Folgen für die Feuerwehr in Schlichten. Das System der Alarmierung wurde für die Feuerwehr Schlichten geändert. Denn wegen Vollsperrung der Landesstraße muss die Feuerwehr Schorndorf einen Umweg über Winterbach fahren. Das dauert rund 20 Minuten. Deswegen hilft jetzt an Stelle der Schorndorfer Feuerwehr diejenige von Winterbach. Lediglich die Drehleiter DLK 23-12 kommt weiterhin aus Schorndorf. Wenn nötig kann man weitere Unterstützung anfordern, und zwar die Feuerwehr Lichtenwald über die Leitstelle Esslingen. Diese Regelung wurde 2009 auch geübt. Sie hat sich schon am 3. April 2010 bewährt, als der Dachstuhl des Gebäudes Kaiserstraße 9 abbrannte. Innerhalb weniger Minuten brannte der Dachstuhl lichterloh. In kurzer Zeit waren die Feuerwehren von Winterbach und Lichtenwald, ebenso die Drehleiter der Feuerwehr Schorndorf an Ort.
Vom 10 – 12. September 2010 wurde das Jubiläum 175 Jahre Feuerwehr Schlichten gebührend gefeiert. Auf dem Bolz/Spielplatz in Schlichten wurde mit einem großen Festzelt mit einem Fassungsvermögen von über 1.000 Personen ein Abend mit einer Partyband, aber auch Frühschoppen mit Festgottestdienst und nicht zuletzt der Fahneneinzug nach einem großen Festumzug durch Schlichten geboten.
Die im Jahr 2011 eröffnete Landesstraße 1151 stellte die Abteilung Schlichten ebenfalls vor neue Herausforderungen, die Verbindung zur Stadt Schorndorf wurde mit dem Neubau jedoch deutlich verbessert.
Im Jahr 2013 ging für die Abteilung Schlichten ein großer Wunsch in Erfüllung: Bei der Firma Schlingmann in Dissen konnte ein neues Löschgruppenfahrzeug LF 10 abgeholt, das im Juli 2013 in Dienst gestellt wurde.
Mit diesem Fahrzeug mit einem Löschwassertank von 1.200 Liter Inhalt können wesentlich effektiver Einsatzlagen bekämpft werden.
Neben vielen Kleineinsätzen in den vergangenen Jahren sind auch schwere Verkehrsunfälle – so im Oktober 2016 – auf der neuen Landesstraße zu nennen.
Außerdem pflegt die Abteilung Schlichten auch eine sehr gute, kreisübergreifende Zusammenarbeit mit der Nachbarwehr im Landkreis Uhingen und arbeitete in diesem Zusammenhang auch bereits verschiedene Einsätze auf dem Schurwald und im Nassachtal ab.
Übungen mit der Feuerwehr Baiereck, aber auch den Nachbarwehren aus Schorndorf und Weiler gehören zum obligatorischen Programm.
Die Wasserversorgung in Schlichten stellt besondere Anforderungen und erfordert im Notfall auch die Zusammenarbeit mit anderen Abteilungen wie der Abteilung Weiler, die im Notfall in der Lage sind, das Allwetterbad als notwendigen Löschwasservorrat entsprechend zu nutzen und den Kräften am Einsatzort entsprechend Löschwasservorrat zukommen zu lassen.
Das Löschgruppenfahrzeug wurde in den letzten Jahren zusätzlich noch mit einer Wärmebildkamera und einem Detektionsgerät für Ex-Atmosphäre sowie Co/CO2 ausgerüstet.
Für die kommenden Jahre hofft die Abteilung Schlichten auf den langersehnten Mannschaftstransportwagen und eine Optimierung der Raumverhältnisse am Feuerwehrgerätehaus, da nach Verkauf des alten Rathauses große Flächen an Lagerraum und Parkplätzen verloren gegangen sind und Sanitäranlagen und Umkleideräume auch den Anforderungen weiblicher Feuerwehrangehöriger gerecht werden müssen.
Würdigung
Der Überblick über die Einsätze, die Brandfälle und die Struktur der Feuerwehr zeigt, dass seit der Gründung der Feuerwehr vor 175 Jahren vieles passiert ist.
Wesentliche Informationen findet man in den Gemeinderatsprotokollen und in den Rapportbüchern. Vergleicht man die Verhältnisse zu Zeit der Gründung mit den heutigen, dann werden die entscheidenden Veränderungen und Unterschiede sichtbar.
In der Mitte des 19. Jahrhunderts beschaffte sich die Gemeinde tragbare Handdruckspritze, 40 Jahre später die erste fahrbare Pferdespritze. Heute sind die Feuerwehren mit modernen Löschfahrzeugen ausgestattet.
Am Anfang wurde die Feuerwehr hautsächlich zum Löschen von Hausbränden eingesetzt. Man muss sich erinnern:
Die Bauern hatten noch kein elektrisches Licht. Sie mussten bei Kerzenlicht im Stall und in der Scheuer während der Dunkelheit arbeiten. Heute sind die Aufgaben der Feuerwehr vielfältig:
Einsätze bei Brandfällen, Überflutungen und anderen Wetterkatastrophen, dann vor allem bei Verkehrsunfällen und bei der Beseitigung von Verkehrshindernissen.
Ebenso hat sich die Alarmierung im Laufe der Jahrzehnte geändert. Noch im 19. Jahrhundert wurden die Leute durch die „Feuerglocke“ gerufen, dann alarmierte man die Feuerwehr mit Sirenen, elektrisch oder handbetrieben. Anfang der 80er Jahre wurden erstmals analoge Meldeempfänger eingeführt. Mit Ende des Ost-West-Gegensatzes wurden die Sirenen abgeschafft. In den vergangenen 6 Jahren wurde auf digitale Meldeempfänger umgestellt.
Auch die Zusammensetzung der Feuerwehr wandelte sich. Früher waren nur Männer im Einsatz. In den letzten Jahren tun auch Frauen ihren Dienst in der Feuerwehr.
Was jedoch während der 175 Jahre nicht anders geworden ist, ist die Tatsache:
Männer und Frauen sind bereit, ihre Arbeit und Freizeit in den Dienst der Allgemeinheit zu stellen. Dies ist keine Selbstverständlichkeit. Waren im 18. Jahrhundert die Männer als Bauern und Handwerker im Ort tätig gewesen, so arbeiten heute die meisten als Arbeitnehmer in Unternehmen. Deshalb gilt in der heutigen Zeit der globalisierten Welt und der immer schneller sich entwickelnden Wirtschaft den Unternehmen Dank zu sagen, dass sie ihre Mitarbeiter für den Dienst der Allgemeinheit zur Verfügung stellen.
Der Dank gilt vor allem an alle Männer und Frauen, die sich bei der Feuerwehr Schlichten ehrenamtlich engagiert haben. Seit vielen Generationen sind die Schlichtener zur Feuerwehr gegangen. Ältere sind gegangen, Junge sind nachgerückt. Stets waren sie bereit, das Eigentum der Bürger zu schützen und zu retten. So wird es auch in Zukunft sein:
Die Einwohner im Schorndorf Ortsteil Schlichten können sich auf ihre Feuerwehr Schorndorf verlassen.
Aber auch Jugendlichen versuchen wir in der Jugendfeuerwehr stets eine Heimat zu geben und sind stolz auf die kleine Gruppe, die zwischen 10 und 15 Jugendlichen im Alter von 10 – 17 Jahren schwankt.
Übersetzung der Gründungsurkunde
Geschehen Schlichten den 8. März 1835, Seite 96
Unter dem heutigen Tage haben sich versammelt:
Von Baiereck: Schultheiß Hees
Von Schlichten: Anwalt Riethmüller
Gem. Rath Auwärter
Gem. Rath Unrath
Nebst dem Bürger Ausschuß um sich über das Aufbewahren der gemeinschaftlichen Feuerspritze über die Belohnung und Aufstellung eines Spritzenmeisters über die Belohnung der Männer, welche die Feuerspritze im Falle dieselbe in der Nachbarschaft gebraucht würde von hier an Ort und Stelle zu tragen haben, sich zu berathen und einen Beschluß zu faßen.
Es wurde nun nach längerem hin und her reden beschloßen:
- Dem Spritzenmeister solle im Fall er mit seiner Spritze in ein fremdes Ort zur Hilfe eilen oder kommen muß für seine Versäumniße pro Tag und 12 Std. 40 Kreuzer aus der Commun Caße ausbezahlt werden, derbey noch bemerkt wird, dass dasselbe im Fall die Löschmannschaft einen Trunk erhält der Spritzenmeister eben so viel Trunk und Brod als einer der Löschmannschaft erhalten solle.
- Der Spritzenmeister hat die Verbindlichkeit die Spritze zu butzen, einzuschmieren überhaupt für die Erhaltung der Spritze sowohl bey Feuersbrünsten als auch in ihrem Aufbewahrungsort zu sorgen wofür er verantwortlich gemacht wird. Für diese Mühe ist ihm ausgesetzte 40 Kreutzer pro Jahr wobey bemerkt wird, dass der oder Schmalz von der Commun angeschafft wird.
- Die jenigen 4 Männer welche die Spritze auf die Brandstätte tragen außerhalb des Dorfs täglich 24 Kreutzer (12 Stunden pro Tag).
- Fürs Aufbewahren der Feuerspritze wurde dem Beck Jakob Bart welcher sich dazu verbindlich macht die Spritze in einem gesunden Platz aufzubewahren jährlich 1 Gulden 30 Kreuzer.
- Als Spritzenmeister wurde aufgestellt und gewählt:
Jakob Friedrich Bart, Beck
Vorstehendes beurkundet: Barth
- Zum Tragen der Spritze wurde gewählt:
Georg Auwärter
Heinrich Maier
David Auwärter, Weber
u.
Ludwig Schlotz
Und im Falle diese verhindert würden durch Abwesenheit oder Krankheit
Peter Meerwarth
Michel Kühnle
Georg Eberle
Michel Schlotz
Die vorbenannten Kosten sind von der Gemeinde Baiereck und Schlichten je zur Hälfte zu tragen.
Vorstehende Verhandlung beurkunden
Von Baiereck Schultheiß Hees
Von Schlichten Anw. Riehtmüller
Auwärter
Auwärter
Unrath
Bürger Ausschuß
Bömmerle
Schloz
Barth
Kommandanten / Abteilungskommandanten seit 1835
1835 Jakob Friedrich Barth, Beck
1842 Georg Auwärter, Wagner
1855 David Auwärter, Bauer
1880 …….. Strodtbeck, Schreiner
1881 Daniel Heeß, Rößleswirt
1897 Albert Heeß
Georg Bischoff, Bauer
1921 Gottlob Auwärter, Johs. Sohn
Daniel Auwärter
1929 Friedrich Kolb
1949 Max Auwärter
1955 Fritz Kiesel
1960 Ernst Schlotz
1965 Walter Kolb
1968 Erich Auwärter (Ehrenkommandant +2008)
1990 Joachim Aurenz
Seit 2015 Gunter Pfeil