Schorndorf

Das Kamel im Nadelöhr

Gemeinsam mit der Stadtverwaltung hat die Feuerwehr vor einigen Tagen Testfahrten durch verschiedene Straßen durchgeführt,um Engstellen durch parkende Fahrzeuge zu identifizieren.

Veröffentlicht am , 18:05 Uhr  |  Autor: Thinschmidt / Stadt Schorndorf

In der Friedrichstraße wurde es eng für das Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug.

Ganz langsam bahnt sich der Feuerwehrwagen seinen Weg durch die Friedrichstraße. Links und rechts beengen parkende Pkws das riesige Fahrzeug. Der Fahrer, Schlauchwart Steffen Heckel, muss präzise manövrieren, um keine Schrammen zu verursachen oder Spiegel abzureißen. Man mag sich gar nicht vorstellen, wie es im Ernstfall ist. Wenn die Feuerwehr unter Zeitdruck zum Brandort muss - wenn Menschenleben auf dem Spiel stehen.

Doch an diesem Tag ist nur der Testfall angesagt. Der Fachbereich Sicherheit und Ordnung hat sich aufgemacht, die Straßen Schorndorfs auf Fahrtauglichkeit für Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr zu testen. Und so laviert sich das Monstrum durch die engen Straßen.
„Wir überprüfen Straßen, in denen sich die Anwohner über die Parksituation beschwert haben“, erklärt Jörn Rieg, Sachgebietsleiter Ordnungsangelegenheiten. Das sind an diesem Tag: Hegelstraße, Goethestraße, Brahmsweg, Friedrichstraße, Wertherstraße und Wilhelm-Maybach-Straße. „Wir fangen in der Kernstadt an und weiten es dann auf die Teilorte aus“, so Rieg.

Doch was passiert eigentlich im Brandfall, wenn ein Auto den Weg versperrt? „Da können wir nichts machen“, sagt Jost Rube, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Schorndorf. „Wenn wir versuchen den Pkw mit dem Einsatzfahrzeug zu verschieben, riskieren wir, es zu beschädigen. Wir kommen also einfach nicht durch.“ Darum würde der Besitzer solch eines Wagens auch in die Verantwortung gezogen. Sollte es im Brandfall zu Schäden kommen oder gar jemand verletzt werden, weil die Feuerwehr von einem Auto aufgehalten wurde und nicht rechtzeitig da sein konnte, kann der Fahrzeughalter verantwortlich gemacht werden.

Die gesetzliche Restfahrbahnbreite beträgt 3,05 Meter. Diese muss eingehalten werden, damit das Einsatzfahrzeug der Feuerwehr durchkommt. Im Brandfall oder wenn ein Krankenwagen die Straße durchqueren muss, kann es ansonsten schwierig werden. Und selbst wenn dieser Abstand eingehalten wird, kann es in einer Kurve schon mal eng werden - wie sich später dann auch an dem einen oder anderen Winkel zeigt. „Wenn es eng wird, müssen wir Maßnahmen ergreifen“, sagt Jessica Pulzer, Sachgebietsleiterin Verkehrsangelegenheiten. Ein Feuerwehrauto oder fachmännisch Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug, kurz HLF, ist 2,50 Meter breit. „Man kann sich also denken, dass das Manövrieren in unseren engen deutschen Straßen und Gassen eine Herausforderung darstellt. Kommt dann auch noch ein falsch geparktes Auto hinzu, ist nicht mehr an ein Durchkommen zu denken.“

In der Friedrichstraße ist beim Durchqueren Schneckentempo angesagt. Im Brahmsweg ist es so eng, dass zwischen Bordstein und Einsatzwagen kein Fahrzeug mehr passen würde. „Man muss hier jedoch kein Halteverbotsschild anbringen“, erklärt Pulzer. „Gesetzlich gilt hier sowieso schon ein Parkverbot, weil die Restfahrbahnbreite von 3,05 Metern nicht eingehalten werden kann.“ Aber was ist die Maßnahme, wenn dort trotzdem geparkt wird? „Vermehrtes Kontrollieren“, sagt die Sachgebietsleiterin. „Meistens melden die Leute sich bei der Behörde, die ihnen den Sachverhalt dann erklärt. Die meisten verstehen es. Sollte das Halteverbot trotzdem nicht eingehalten werden, muss dann doch ein absolutes Halteverbot markiert werden.“

In der Schertlinstraße hat ein etwas breiterer Wagen am Ende der Straße dann auch tatsächlich nicht die Restfahrbahnbreite eingehalten. „Wir wollen so wenige Parkplätze wie möglich streichen. Nur, was nötig ist“, erklärt Pulzer. „In so einem Fall würden wir daher nur den notwendigen Teil der Straße markieren.Aber Sicherheit geht vor. Im Brandfall hilft es niemandem, wenn es heißt: ‚Ich habe nirgendwo anders einen Parkplatz gefunden.’“

Am Ende der Fahrt sind keine Maßnahmen notwendig. „Jetzt war zwar alles in Ordnung“, so Jessica Pulzer. „Wir müssen aber auch noch abends kontrollieren, da es sich dann oft anders gestaltet als tagsüber.“ Anwohner brauchen sich also nicht wundern, wenn sie demnächst ein Löschfahrzeug durch die Straßen Schorndorfs schleichen sehen.