Brand mit Menschenrettung

Großübung im Sünchentunnel

Brände in Tunnelanlagen gehören mit zu den herausfordernsten Einsätzen, zu denen eine Feuerwehr alarmiert werden kann. Ein solcher Brand war das Szenario einer groß angelegten Übung im 350 Meter langen Sünchentunnel auf der Bundesstraße 29 in Schorndorf.

Veröffentlicht am , 16:48 Uhr  |  Autor: Patrick Bellon

In regelmäßigen Abständen finden im Rems-Murr-Kreis Übungen in den Bundesstraßentunnel statt, um die Einsatztaktik der Feuerwehr sowie die installierte Sicherheitstechnik zu überprüfen. Organisiert und durchgeführt werden die Übungen in enger Zusammenarbeit der örtlich zuständigen Feuerwehr mit dem Regierungspräsidium, der Straßenmeisterei und dem Landratsamt. Zwei dieser Tunnel, der Grafenberg- und der Sünchentunnel, befinden sich auf Schorndorfer Gemarkung und fallen damit in die Zuständigkeit der Feuerwehr Schorndorf.

Um das Übungsszenario so realitätsnah wie möglich zu gestalten, wurde der angenommene Brand eines Kleintransporters durch einen speziellen gasbetriebenen Brandsimulationsanhänger simuliert. Gleichzeitig wurde die betroffene Röhre des Tunnels mit leistungsstarken Nebelmaschinen komplett mit »Rauch« gefüllt. Zwei Puppen simulierten die verletzten und vermissten Personen.

Gleich mehrere Ziele hatten sich die Übungsverantwortlichen gesetzt. So sollte unter anderem die erarbeitete Einsatztaktik auf Basis des Handbuchs »Brandeinsätze in Straßentunneln« der International Fire Acacemy und den »Empfehlungen zur Einsatztaktik in Straßentunneln« der Landesfeuerwehrschule Baden-Württemberg in der Praxis getestet werden. Da bei einem Brand im Tunnel deutlich längere Strecken überwunden werden müssen und ein Einfahren mit den Fahrzeugen in den Tunnel nicht möglich ist –das gesamte Material wie zum Beispiel Schläuche, Wärmebildkamera, Markierungsleuchten und weitere Hilfsmittel muss also von Hand an die Einsatzstelle verbracht werden – wird hier die sogenannte »Stoßtrupptaktik« angewendet. Dabei gehen zwei Trupps aus jeweils zwei Einsatzkräften gemeinsam mit einer Führungskraft unter Atemschutz in den Tunnel vor. Zum Vergleich: bei einem Standard-Löschangriff (beispielsweise in einem Wohnhaus) besteht der Angriffstrupp nur aus zwei Einsatzkräften. Bei einem Brand im Tunnel gehen je Portal grundsätzlich zwei dieser Stoßtrupps in den Tunnel, wobei einer für die Personensuche und -rettung und einer für die Brandbekämpfung zuständig ist. In der Alarm- und Ausrückeordnung sind im Ernstfall umfangreiche Alarmierungen für ein solch personalintensives Szenario vorgesehen.

Außerdem sollte die Löschwasserversorgung durch die an den Tunnelportalen zur Verfügung stehenden Hydranten überprüft werden. Mit dem neuen Gerätewagen-Logistik (GW-L2) der Abteilung Schornbach wurde zusätzlich eine mehrere hundert Meter lange Schlauchleitung verlegt, falls die örtliche Wasserversorgung nicht ausreichen sollte.

Da die beiden Schorndorfer Tunnel aufgrund ihrer Länge von 260 und 350 Metern nicht über eine maschinelle Lüftung verfügen, wurde ein besonderes Augenmerk auf das Rauchgasverhalten gelegt. Mit dem Mobilen Großventilator der Feuerwehr Fellbach konnte innerhalb weniger Minuten eine deutliche Sichtverbesserung im Tunnel erreicht werden.

Als Übungsbeobachter standen Vertreter des Regierungspräsidiums, des Landratsamts, der Straßenmeisterei, der Polizei sowie der Feuerwehren Leutenbach und Fellbach – in deren Zuständigkeitsbereich sich ebenfalls Tunnelanlagen befinden – und der Feuerwehren Winterbach und Urbach als Nachrückewehren, zur Verfügung. Auch der Kreisbrandmeister verschaffte sich vor Ort ein Bild von der Leistungsfähigkeit der Schorndorfer Feuerwehr. Auf Basis des Feedbacks der Beobachter sowie weiteren aus der Übung gewonnenen Erkenntnissen wurde das Einsatzkonzept optimiert sowie Handlungsempfehlungen für die Beteiligten erarbeitet. So wurde unter anderem deutlich, dass aufgrund der fehlenden Lüftungsanlage ein mobiler und leistungsstarker Lüfter im Ernstfall unbedingt notwendig ist, um die Brandrauchausbreitung kontrollieren zu können. Ob die Eintreffzeit des Großventilators aus Fellbach ausreichend ist oder ob die Beschaffung zusätzlicher Gerätschaften notwendig wird, müssen die Verantwortlichen nun im Nachgang bewerten.

An der Übung waren die Schorndorfer Abteilungen Stadt, Haubersbronn, Schornbach und Weiler mit 14 Fahrzeugen und rund 80 Einsatzkräften beteiligt. Zur Absicherung der Einsatzkräfte stand der DRK-Ortsverein Schorndorf vor Ort bereit.