Hauptversammlung der Feuerwehr Schorndorf

Am vergangenen Samstag fand die Hauptversammlung der Freiwilligen Feuerwehr Schorndorf statt. Neben dem Tätigkeitsbericht des Kommandanten Jürgen Bruckner stand unter anderem die Wahl des stellvertretenden Feuerwehrkommandanten auf dem Programm. Amtsinhaber Andreas Bihlmaier wurde mit 162 von 176 Stimmen für weitere fünf Jahre im Amt bestätigt. Kommandant a.D. Jost Rube wurde von Oberbürgermeister Bernd Hornikel zum Ehrenkommandanten der Feuerwehr Schorndorf ernannt.

Veröffentlicht am , 18:41 Uhr  |  Autor: Patrick Bellon

Dass sich Feuerwehreinsätze nicht planen lassen, zeigte sich am vergangenen Samstag bereits 15 Minuten nach Beginn der Hauptversammlung der Freiwilligen Feuerwehr Schorndorf. Während Kommandant Jürgen Bruckner gerade die Einsatzstatistik der vergangenen Jahre vorstellte, schallten die Alarmtöne zahlreicher Funkmeldeempfänger durch die Bronnbachhalle in Weiler. Der Löschzug der Abteilung Stadt wurde zu einer ausgelösten Brandmeldeanlage in die Schorndorfer Altstadt alarmiert. Für die Fahrzeugbesatzungen hieß es also raus aus der schicken Ausgehuniform und rein in die Einsatzkleidung. Der Alarm stellte sich glücklicherweise rasch als Fehlalarm heraus.

394 Einsätze abgearbeitet

Während sich die anwesenden Ehrengäste aus Politik, Verwaltung und von anderen Blaulichtorganisation beeindruckt von der Schnelligkeit der Einsatzkräfte zeigten, war dieser Alarm Routine für die Ehrenamtlichen. Im Berichtszeitraum vom 1. November 2020 bis 23. September 2022 wurden sie 394 Mal für die Schorndorfer Bürgerinnen und Bürger alarmiert. Darunter waren 121 Brandeinsätze, 160 Technische Hilfeleistungen, 108 Alarme über Brandmeldeanlagen sowie 5 sonstige Einsätze. Dabei konnten 45 Menschen aus teils lebensbedrohlichen Lagen gerettet werden, für acht Menschen kam leider jede Hilfe zu spät. Exemplarisch hob Kommandant Bruckner vier Einsätze hervor: den Großbrand des Kindergartens im SOS-Kinderdorf Oberberken am 16. Mai 2021, die tagelangen Einsätze im Katastrophengebiet nach dem Hochwasser in Rheinland-Pfalz im Juli 2021, den Großbrand in einem Industriebetrieb in Miedelsbach am 14. März 2022 sowie den Brand in einer Flüchlingsunterkunft am 11. August dieses Jahres.

Personalstärkste Feuerwehr im Rems-Murr-Kreis

Mit 581 Mitgliederinnen und Mitgliedern zum Stichtag 23. September 2022 ist die Schorndorfer Feuerwehr die personalstärkste Wehr im Rems-Murr-Kreis. Die Feuerwehrfamilie setzt sich aus 350 Frauen und Männern in den acht Einsatzabteilungen, 130 Kindern und Jugendlichen in der Kinder- und Jugendfeuerwehr, 90 Frauen und Männern in den Altersabteilungen sowie 11 Spielleuten in den Spielmannszügen zusammen. »Eine starke ehrenamtliche Personalausstattung ist der Garant für eine funktionierende Gefahrenabwehr in der Stadt Schorndorf. Sollte dieses System »Freiwilligkeit« irgendwann nicht mehr funktionieren, bleibt diese kommunale Pflichtaufgabe trotzdem – und dann verbunden mit deutlich höheren Kosten – bei der Stadtverwaltung«, berichtete Bruckner und richtete unter dem Applaus der anwesenden Ehrenamtlichen einen Appell an die politisch Verantwortlichen: »Pflegen Sie ihre ehrenamtliche Einsatzkräfte und schaffen sie weiterhin ordentliche Rahmenbedingungen. Denn ohne Ehrenamtliche bei der Feuerwehr wird es brenzlig teuer.«

Aus- und Fortbildungsbetrieb trotz Corona erfolgreich

Trotz der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie konnten in den vergangenen zwei Jahren zahlreiche Ausbildungen und Übungen durchgeführt werden, teilweise online, teilweise in Präsenz – immer angepasst an die aktuell gültigen und sich ständig kurzfristig ändernden Corona-Verordnungen. Dadurch konnten 20 Truppfrauen und -männer, 18 Sprechfunkerinnen und Sprechfunker, 20 Atemschutzträgerinnen und Atemschutzträger, acht Truppführerinnen und Truppführer, drei Maschinisten, ein Jugendleiter, vier Gruppenführer und zwei Zugführer ausgebildet werden. Zwei Gruppen konnten außerdem das Bronzene Leistungsabzeichen mit Bravour absolvieren und empfehlen sich damit für weitere Ausbildungen.

Fahrzeuge und Feuerwehrhäuser

Neben der personellen Ausstattung ist auch eine funktionierende und moderne Fahrzeug- und Gerätetechnik für die Arbeit der Feuerwehr essenziell. So konnten im Jahr 2021 für die Feuerwehrabteilung Miedelsbach das neue Löschgruppenfahrzeug LF 10 und für die Feuerwehrabteilung Schornbach der neue Gerätewagen Logistik 2 ausgeliefert werden. Beide Fahrzeuge tragen bereits das neue Schorndorfer Sicherheitsdesign. Diese auffällige Beklebung soll einen besseren Schutz der Einsatzkräfte im Verkehrsgeschehen gewährleisten. Für den 30 Jahre alten Schlauchtransportwagen wurde bereits eine Ersatzbeschaffung in Auftrag gegeben und auch vier neue Mannschaftstransportwagen konnten bereits ausgeschrieben und bestellt werden. Ein Mittleres Löschfahrzeug und ein Gerätewagen Logistik 1 sind bereits ausgeliefert und werden am 9. Oktober an die Feuerwehrabteilung Stadt übergeben. Als erste Feuerwehr einer großen Kreisstadt im Rems-Murr-Kreis kommunizieren die Schorndorfer Einsatzfahrzeuge und Feuerwehrhäuser untereinander sowie mit der Integrierten Leitstelle seit 1. September über den abhörsicheren Digitalfunk.

Der Neubau des Feuerwehrhauses in Oberberken schreitet voran und kann nach dem Abschluss der aktuell laufenden Innenausbauarbeiten am 17. Oktober eingeweiht werden. Auch an weiteren Feuerwehrhäusern im gesamtem Stadtgebiet wurden teilweise lange notwendige und überfällige Instandhaltungsmaßnahmen wie unter anderem der Einbau von Brandschutzelementen, Abgasabsauganlagen, die Erneuerung von Beleuchtung und Heizung, durchgeführt.

Kommandant Bruckner berichtete außerdem über die Arbeit der städtischen Stabsstelle Brand- und Katastrophenschutz. Hier konnten im Berichtszeitraum zahlreiche Projekte abgeschlossen und begonnen werden. Exemplarisch sind hier die Organisation der Corona-Schutzmaßnahmen, die Einführung einer neuen Feuerwehr-Verwaltungssoftware und Alarmdisplays in den Feuerwehrhäusern (hier läuft aktuell ein Probebetrieb), die Erarbeitung einer gemeinsamen neuen Alarm- und Ausrückeordnung für den Rems-Murr-Kreis und der Abschluss der Feuerwehrbedarfsplanung zu nennen. Die im Bereich Brand- und Katastrophenschutz extreme Arbeitsauslastung wurde im zweiten Halbjahr 2021 auch von der Behördenleitung und den politisch Verantwortlichen erkannt und eine Stelle im gehobenen feuerwehrtechnischen Dienst geschaffen.

Feuerwehrhaus in der Kernstadt benötigt dringend Erweiterung und Sanierung

In seinem Ausblick auf die kommenden Jahre konzentrierte sich Bruckner vor allem auf den Zustand des Feuerwehr-Standortes in der Kernstadt. Das Gebäude Künkelinstraße 7 ist in einem desolaten Zustand und musste bereits nach einer statischen Untersuchung notdürftig abgestützt werden, während das Gebäude Künkelinstraße 9 aus allen Nähten platzt und dringend erweitert und saniert werden muss. »Wir müssen mit diesem Projekt zügig vorankommen«, appelierte der Feuerwehrkommandant an Oberbürgermeister Bernd Hornikel. Dieser sagte in seinem Grußwort seine Unterstützung zu. »Mir ist es als Oberbürgermeister sehr wichtig, dass die Feuerwehr so ausgebildet und aufgestellt ist, dass der Dienst an der Bevölkerung bestmöglich ausgeführt werden kann. Trotz angespannter Haushaltslage konnten in den vergangenen Jahren zahlreiche Verbesserungen an der Aussattung der Feuerwehr erreicht werden«, sagte der Oberbürgermeister in seinem Grußwort. »Seien Sie versichert, dass Ihre vorbildliche Arbeit volle Anerkennung bei mir, der Stadtverwaltung und dem Gemeinderat findet«.

Zahlreiche Ehrungen & Beförderungen für langjähriges Engagement – Andreas Bihlmaier als stellvertretender Kommandant im Amt bestätigt

Diese Anerkennung zeigte sich bereits kurze Zeit später: gemeinsam mit Kommandant Bruckner, seinem Stellvertreter Andreas Bihlmaier – der im Rahmen der Hauptversammlung mit 92 Prozent der Stimmen für weitere fünf Jahre im Amt bestätigt wurde – sowie Kreisbrandmeister René Wauro, konnte Hornikel zahlreiche Kameradinnen und Kameraden in einem regelrechten Ehrungs-Marathon für Ihr 15-, 25- und 40-jähriges Engagement ehren.

  • Ehrung für 15 Jahre Dienstzeit:
    Achim Auwärter, Benjamin Falkenstein, Janis Fehr, David Fischer, Heiko Herzog, Thorsten Ihling, Tobias Grundey, Joachim Schif, Sven Hees, Jens Junge, Moritz Lex, Sascha Mang, André Maucher, Mona Grundey, Peter Morbitzer, Oliver Sickinger, Patrick Strobel, Colin Virani, Björn Weese, Philipp Weißert, Simeon Weißert, Pascal Zelfl
  • Ehrung für 25 Jahre Dienstzeit:
    Eckhart Bareiß, Carsten Fezer, Alexander Kopp, Thilo Krauss, Uwe Krauss, Monika Kromer-Ferchenbauer, Manuel Mößner, Gunter Pfeil, Jörg Püschl, Jochen Rapp, Jochen Schimmack, Michael Steindorf, Tobias Wüst
  • Ehrung für 40 Jahre Dienstzeit:
    Hermann Beutel, Jürgen Bihlmaier, Jürgen Bruckner, Jürgen Dispan, Michael Hutzl, Gerd Kurz, Andreas Kuttelwascher, Thomas Schaal, Karl-Heinz Weiss

Aufgrund der Teilnahme an den erforderlichen Lehrgängen und der Erfüllung der geforderten Mindestdienstzeit wurden Marcel Schulze und Peter Bord zum Brandmeister sowie Jochen Niemann, Gunter Pfeil und Sven Lülfing zum Oberbrandmeister befördert.

Jost Rube zum Ehrenkommandanten ernannt

Als Highlight des Abends wurde der sichtlich gerührte Kommandant a.D. Jost Rube für sein außerordentliches ehrenamtliches Engagement unter Standing Ovations zum Ehrenkommandanten der Schorndorfer Feuerwehr ernannt. Dem noch nicht genug, wurde er vom Vorsitzenden des Kreisfeuerwehrverbands Markus Kramer mit dem Deutschen Feuerwehr-Ehrenkreuz in Silber ausgezeichnet. Erster Bürgermeister a.D. Edgar Hemmerich sowie Ortsvorsteherin Sandra Sachse (Schornbach) und Ortsvorsteher Siegbert Doring (Oberberken) wurden für ihre Verdienste um das Schorndorfer Feuerwehrwesen mit der Ehrennadel in Bronze des Kreisfeuerwehrverbands Rems-Murr ausgezeichnet. Das Ehrenzeichen in Bronze des Kreisverbands erhielt Abteilungskommandant Jochen Niemann aus Oberberken.

Auf die Schorndorfer Feuerwehr ist Verlass

»Während wir mit dunkler Schokolade und einem Glas Lemberger auf dem Sofa liegen, riskieren Sie für uns Leib und Leben, Tag für Tag und das im Ehrenamt. Unsere Aufgabe ist daher, die Feuerwehr gut auszustatten und die großartige Arbeit in voller Dankbarkeit wertzuschätzen«, dankte CDU-Landtagsabgeordneter Christian Gehring den Ehrenamtlichen in seinem Grußwort. Kreisbrandmeister René Wauro berichtete von der Arbeit der Stabsstelle Brand- und Katastrophenschutz im Landratsamt. »Der Schwerpunkt unserer Arbeit hat sich durch die aktuell laufenden Krisen vom Brandschutz hin zum Katastrophenschutz gewandelt. Corona-Pandemie, Ukraine-Krieg, Flüchtlingskrise und die drohende Gasmangellage – alles gleichzeitig – zeigen einmal mehr, dass auf die Feuerwehr und Blaulichtorganisationen auch in schwierigen Zeiten Verlass ist.« Aktuell wird ein flächendeckendes Sirenennetz zur Warnung der Bevölkerung im Rems-Murr-Kreis geplant und aufgebaut. Dass auf die Feuerwehr zu jeder Zeit Verlass ist bestätigte auch Kreisfeuerwehrverbands-Vorsitzender Markus Kramer. »Feuerwehr ist die einzige kommunale hoheitliche Aufgabe, die im Ehrenamt ausgeführt wird. Die Stadt Schorndorf kann zu Recht stolz auf ihre leistungsfähige Feuerwehr sein«.