Neuer Gerätewagen-Logistik an die Abteilung Schornbach übergeben

Am vergangenen Samstag konnte ein Gerätewagen-Logistik (GW-L2) im Rahmen einer kleinen Feier offiziell an die Schorndorfer Feuerwehrabteilung Schornbach übergeben.

Veröffentlicht am , 18:30 Uhr  |  Autor: Patrick Bellon

Üblicherweise findet die feierliche Übergabe eines Feuerwehrfahrzeuges vor der offiziellen Indienststellung statt. Doch die für Ende 2021 geplante Übergabe konnte – wie viele Veranstaltungen in diesem Zeitraum – aufgrund der steigenden Corona-Infektionszahlen nicht stattfinden. So befindet sich das nun an die Feuerwehr übergebene Fahrzeug bereits seit 27. Januar 2022 im Dienst. Am 2. Februar, also nur wenige Tage später, kam der Gerätewagen zu seinem ersten Einsatz bei einem Brandmelderalarm, und auch beim Großbrand in Miedelsbach Mitte März konnte das Fahrzeug seinen einsatztaktischen Wert unter Beweis stellen.

In Vertretung für den durch Krankheit verhinderten Oberbürgermeister Bernd Hornikel übergab Feuerwehrkommandant und Leiter der städtischen Stabsstelle Brand- und Katastrophenschutz Jürgen Bruckner den Fahrzeugschlüssel offiziell an den Abteilungskommandanten Tobias Wüst.

Über 600 Stunden ehrenamtlich in Beschaffung investiert

Doch bis zu diesem Zeitpunkt war es ein langer Weg. Nachdem im Sommer 2019 der Zuschussbescheid des Landes Baden-Württemberg vorlag, wurde ein zehnköpfiger Fahrzeugausschuss einberufen, der sich in über 600 Stunden ehrenamtlicher Arbeit um die Beschaffung kümmerte. Vergleichbare Fahrzeuge und Beladungsmöglichkeiten in Urbach, Remshalden, Welzheim und Abstatt wurden besichtigt, ein Fahrzeugkonzept entwickelt und die Ausschreibung vorbereitet. Nach eben jener europaweiten Ausschreibung im Januar 2020 sowie der Submission im März 2020 mussten die umfangreichen Angebote detailliert geprüft und bewertet werden. Da durch die Corona-Pandemie viele Sitzungen des Ausschusses nicht in Präsenz durchgeführt werden konnten, musste durch die Ausschussmitglieder deutlich mehr Zeit aufgewendet werden, als dies normalerweise üblich gewesen wäre.

Nach Prüfung der Angebote konnten im Juni 2020 die Aufträge für das Fahrgestell an die Firma MAN (München), für den Aufbau an die Firma Hensel Fahrzeugbau (Waldenbrunn), für die feuerwehrtechnische Beladung an die Firma Ziegler (Giengen an der Brenz) sowie die Rollcontainer an die Firma Barth (Fellbach) und Günzburger Steigtechnik (Günzburg) vergeben werden. Es folgten zahlreiche Besprechungen mit den einzelnen Lieferanten, die Rohbauabnahme sowie die Abholung des fertiggestellten Fahrzeuges im September 2021.

Nach der Ankunft des Fahrzeuges in Schornbach startete direkt die Ausbildung. In unzähligen Stunden wurden Maschinisten, Führungskräfte und Mannschaft im Umgang mit dem mehr als acht Meter langen und über drei Meter hohen Fahrzeug vertraut gemacht. Auf dem Programm standen unter anderem Fahrzeugkunde, Überland- und Parcoursfahrten, der Aufbau eines Löschangriffs und einer Wasserversorgung sowie der Umgang mit den unterschiedlich beladenen Rollontainern. Den ersten »öffentlichen« Auftritt hatte das Fahrzeug im November 2021 bei einer Übung im Sünchentunnel, bei der eine Wasserversorgung über eine mehrere hundert Meter lange Schlauchleitung eingerichtet wurde.

Der Gerätewagen-Logistik (abgekürzt GW-L2) ist der erste seiner Bauart in Schorndorf und ersetzt ein Tragkraftspritzenfahrzeug aus dem Jahr 1993. Das 16 Tonnen schwere Fahrzeug auf einem MAN TGM-Fahrgestell verfügt über einen 290 PS starken Motor mit zuschaltbarem Allradantrieb, einer Luftfederung an der Hinterachse sowie einer Doppelkabine mit Platz für sechs Einsatzkräfte. Die Fahrzeugmaße: 8,3 Meter Länge, 2,55 Meter Breite und 3,3 Meter Höhe.

Modulare Beladung für unterschiedlichste Einsatzszenarien

Der Aufbau besteht aus einem Geräteraum mit fester Beladung für Brandbekämpfung und technische Hilfeleistung sowie einem Kofferaufbau, der modular je nach Einsatzlage mit unterschiedlichen Rollcontainern beladen werden kann. Dafür stehen insgesamt zehn Container zur Verfügung:

  • 4 Rollcontainer mit jeweils 500 Meter B-Schlauch und einem 5000 Liter fassenden Wasserbecken für die Wasserversorgung in entlegenen Gebieten
  • 1 Rollcontainer mit einer Tragkraftspritze sowie weiterem Material zur Wasserentnahme
  • 1 Rollcontainer mit Stromaggregat, Kabeltrommeln, Lichtmast und weiterem Material zur Ausleuchtung von Einsatzstellen
  • 1 Rollcontainer Pumpen, Wassersaugern und weiterem Material zur Behebung von Wasserschäden bei Hochwasser oder Starkregenereignissen
  • 1 Rollcontainer mit Atemschutz-Geräten und Ersatzflaschen
  • 1 Rollcontainer für die Einsatzstellenhygiene
  • 1 Rollcontainer mit universeller Beladung

Mit dieser Wechselbeladung kann das Fahrzeug flexibel bei Wasserförderung, Beleuchtung, Einsatzstellenhygiene, Atemschutzlogistik, Hochwasser und verschiedenen Transportaufgaben eingesetzt werden. Durch die teilbare Hebebühne kann das verladene Schlauchmaterial während der Fahrt verlegt werden, um innerhalb kürzester Zeit lange Wegstrecken überbrücken zu können. Alternativ bietet der Kofferaufbau Platz für bis zu acht Paletten. Er kann außerdem über eine ausziehbare Treppe und eine Seitentüre betreten werden und somit als Wetterschutz oder Umkleidemöglichkeit genutzt werden.

Die Gesamtkosten für die Anschaffung des Fahrzeuges belaufen sich auf 445.000 Euro. Der Zuschuss des Landes Baden-Württemberg betrug 55.000 Euro.